Quereinstieg in die Gastronomie: So gelingt der Start in der Schweiz

Gastronomie Publiziert September 18

Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee, das Zischen in der Pfanne, das Lächeln eines zufriedenen Gastes – die Gastronomie ist eine Branche voller Leidenschaft, Kreativität und unmittelbarem Feedback. Viele Menschen, die in ihrem Bürojob die Sinnhaftigkeit vermissen, träumen von einem Wechsel in diese lebendige Welt. Ein Quereinstieg in die Schweizer Gastronomie ist absolut möglich, auch ohne jahrelange Ausbildung. Doch er erfordert eine grosse Portion Realismus, Engagement und die richtigen ersten Schritte.

Die gute Nachricht: Die Tür steht offen

Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen zählt in der Gastronomie oft die Persönlichkeit mehr als das Diplom. Für viele Einstiegspositionen ist keine formale Ausbildung zwingend erforderlich. Motivation, Lernbereitschaft und die richtige Einstellung sind Ihre wichtigsten Eintrittskarten. Die Branche ist ständig auf der Suche nach engagierten Leuten und bietet daher eine reelle Chance für einen Neuanfang.

Zwei Welten, ein Ziel: Service oder Küche?

Als Quereinsteiger stehen Ihnen grundsätzlich zwei grosse Bereiche offen:

1. Der Einstieg im Service (Front of House)

Hier sind Sie der Gastgeber und das Gesicht des Betriebs. Ihre Hauptaufgabe ist das Wohl des Gastes.

  • Typische Einstiegsrollen: Serviceaushilfe, Runner (bringt Essen/Getränke), Commis de Rang (unterstützt den Chef de Rang).
  • Was Sie mitbringen müssen: Eine offene, kommunikative und freundliche Art. Sie müssen auch in hektischen Momenten den Überblick und Ihre gute Laune bewahren. Gute Sprachkenntnisse (mindestens Deutsch und oft auch Englisch) sind in der Schweiz essenziell.
  • Der Vorteil: Sie lernen schnell die Abläufe, die Speisekarte und den direkten Umgang mit den Gästen.

2. Der Einstieg in der Küche (Back of House)

Hier arbeiten Sie im Maschinenraum des Restaurants, wo Kreativität auf Präzision und Geschwindigkeit trifft.

  • Typische Einstiegsrollen: Küchenhilfe (Aide de Cuisine), Abwäscher (Plongeur), Commis de Cuisine (unterstützt die Postenköche).
  • Was Sie mitbringen müssen: Körperliche Belastbarkeit, Hitzebeständigkeit, eine schnelle Auffassungsgabe und die Fähigkeit, unter Druck exakte Anweisungen zu befolgen.
  • Der Vorteil: Sie lernen die Grundlagen des Kochens von der Pike auf – von Schneidetechniken bis zur Organisation der "Mise en Place".

Die ersten praktischen Schritte zum Erfolg

  1. Sammeln Sie erste Erfahrungen: Bevor Sie Ihren alten Job kündigen, testen Sie die Realität. Arbeiten Sie als Aushilfe an Wochenenden oder in den Ferien. So knüpfen Sie erste Kontakte und sehen, ob der Beruf wirklich zu Ihnen passt.
  2. Absolvieren Sie wichtige Kurse: Auch ohne Lehre gibt es sinnvolle Zertifikate. Ein Hygienekurs ist oft eine Grundvoraussetzung. Wenn Sie langfristig planen, ein eigenes Lokal zu führen, ist das kantonale Wirtepatent unumgänglich.
  3. Seien Sie bescheiden und lernwillig: Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie alles können. Zeigen Sie aber, dass Sie bereit sind, zuzuhören, zu lernen und auch die weniger glamourösen Aufgaben (wie Putzen oder Abwaschen) gewissenhaft zu erledigen.
  4. Bauen Sie ein Netzwerk auf: Sprechen Sie mit Gastronomen, Köchen und Servicepersonal. Besuchen Sie Fachmessen. Ein gutes Netzwerk ist in dieser Branche Gold wert.

Die ungeschönte Wahrheit: Was Sie erwartet

Ein Quereinstieg in die Gastronomie ist kein Spaziergang. Seien Sie sich der Herausforderungen bewusst:

  • Lange und unregelmässige Arbeitszeiten: Arbeit am Abend, an Wochenenden und Feiertagen ist die Regel, nicht die Ausnahme.
  • Hoher Stresspegel: Wenn das Restaurant voll ist, muss jeder Handgriff sitzen. Der Ton kann auch mal rauer werden.
  • Körperliche Anstrengung: Sie werden viele Stunden auf den Beinen sein, tragen und sich in einer oft heissen Umgebung bewegen.
  • Bescheidener Einstiegslohn: Als ungelernte Kraft starten Sie am unteren Ende der Gehaltsskala.

Vom Quereinsteiger zum Profi: Der Weg zur Ausbildung

Wenn Sie nach dem Einstieg merken, dass die Gastronomie Ihre Berufung ist, bietet das Schweizer Bildungssystem exzellente Möglichkeiten zur Professionalisierung. Über eine verkürzte Lehre für Erwachsene können Sie anerkannte Abschlüsse wie Koch/Köchin EFZ, Restaurationsfachfrau/-mann EFZ oder Küchenangestellte/r EBA erlangen. Ihre bereits gesammelte Praxiserfahrung ist dabei ein grosser Vorteil.

Fazit: Eine Chance für Leidenschaftliche

Der Quereinstieg in die Schweizer Gastronomie ist eine realistische Option für alle, die Leidenschaft, Belastbarkeit und eine "Hands-on"-Mentalität mitbringen. Der Weg ist anspruchsvoll und die Anfangszeit wird von harter Arbeit und Bescheidenheit geprägt sein. Doch wer sich durchbeisst, wird mit einem dynamischen, abwechslungsreichen und zutiefst menschlichen Berufsfeld belohnt, in dem man das Ergebnis seiner Arbeit jeden Tag sehen und schmecken kann.