Fachkräftemangel im Schweizer Handwerk: Welche Kantone suchen am dringendsten?

  • 02.04.2025
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    Das Schweizer Handwerk ist unverzichtbar. Ob der Elektriker, der die Leitung repariert, der Sanitärinstallateur, der das neue Bad einbaut, der Bäcker für das frische Brot oder der Schreiner für die massgefertigten Möbel – qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker halten unser Land am Laufen und tragen massgeblich zur hohen Qualität und Lebensstandards bei. Doch dieses wichtige Fundament unserer Wirtschaft steht unter Druck: Der Fachkräftemangel ist im Handwerk besonders akut und spürbar. Viele Betriebe suchen händeringend nach qualifiziertem Personal und Lehrlingen. Aber wo ist die Not am grössten? Welche Kantone kämpfen besonders intensiv um Fachkräfte im Handwerk?

    Das Ausmass des Mangels: Ein landesweites Phänomen mit regionalen Spitzen

    Der Fachkräftemangel im Handwerk ist kein neues Problem, hat sich aber in den letzten Jahren verschärft. Die Gründe sind vielfältig: Die demografische Entwicklung führt dazu, dass viele erfahrene Berufsleute der Babyboomer-Generation in Rente gehen, während gleichzeitig zu wenig junge Menschen nachrücken. Die Attraktivität einer Berufslehre im Handwerk konkurriert stark mit akademischen Laufbahnen und anderen Branchen. Zudem sind die Anforderungen in vielen Handwerksberufen gestiegen (Stichwort Digitalisierung, neue Technologien, Energieeffizienz), was spezialisierte Kenntnisse erfordert.

    Grundsätzlich ist der Mangel ein schweizweites Phänomen, das nahezu alle Kantone betrifft. Dennoch gibt es deutliche regionale Unterschiede in der Intensität und bei den betroffenen Branchen.

    Kantonale Unterschiede: Wo ist der Bedarf besonders hoch?

    Eine einfache Rangliste der Kantone mit dem "dringendsten" Bedarf zu erstellen, ist schwierig und wäre nur eine Momentaufnahme. Die Situation ist dynamisch und hängt von verschiedenen Faktoren ab:

    Wirtschaftsstruktur und Bautätigkeit: Kantone mit einer starken Industrie und vor allem einer hohen Bautätigkeit spüren den Mangel oft besonders stark, insbesondere in den Bau- und Ausbaugewerken (z.B. Maurer, Gipser, Elektro- und Sanitärinstallateure). Grosse, bevölkerungsreiche Kantone wie Zürich, Aargau, Bern oder die Waadt gehören oft zu den Regionen mit einer hohen Anzahl gemeldeter offener Stellen in diesen Bereichen. Die vielen laufenden und geplanten Bauprojekte treiben hier die Nachfrage.

    Demografie und regionale Entwicklung: Ländlichere oder alpine Kantone (wie z.B. Graubünden, Wallis, Tessin, Teile des Juras oder auch ländliche Gebiete in Bern oder der Zentralschweiz) kämpfen oft nicht nur mit dem allgemeinen Fachkräftemangel, sondern auch mit der Abwanderung junger Talente in die Zentren. Hier kann es schwierig sein, Nachfolger für lokale Gewerbebetriebe zu finden, die für die Grundversorgung und den Tourismus wichtig sind.

    Grenznähe: Kantone an den Landesgrenzen (z.B. Genf, Basel-Stadt, Tessin, St. Gallen, Schaffhausen) haben durch den potenziellen Zugang zu Grenzgängerinnen und Grenzgängern teilweise andere Voraussetzungen. Dies kann den Mangel in einigen Branchen abfedern, führt aber auch zu einem stärkeren internationalen Wettbewerb um die besten Fachkräfte und beeinflusst möglicherweise die Lohnstrukturen.

    Spezifische Branchencluster: Je nach Kanton können auch spezifische Handwerksbranchen besonders gefragt sein, die mit lokalen Industrien (z.B. Uhrenindustrie im Jura, Maschinenbau im Mittelland) verbunden sind.

    Fazit zu den Kantonen: Während der Mangel überall spürbar ist, deuten Daten und Berichte oft darauf hin, dass insbesondere wirtschaftlich starke und bevölkerungsreiche Kantone mit hoher Bautätigkeit (wie ZH, AG, VD, BE) sowie Regionen mit spezifischen demografischen Herausforderungen einen besonders hohen Druck verspüren. Genaue, tagesaktuelle Daten liefern am ehesten die regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV), kantonale Wirtschaftsämter und Branchenverbände sowie Studien wie der Fachkräftemangel-Index Schweiz.

    Welche Handwerksberufe sind besonders betroffen?

    Quer durch die Schweiz werden vor allem Fachkräfte in folgenden Bereichen gesucht:

    • Bauhaupt- und Ausbaugewerbe: Maurer, Strassenbauer, Gipser-Trockenbauer, Maler, Dachdecker, Fassadenbauer
    • Gebäudetechnik: Elektroinstallateure, Sanitärinstallateure, Heizungsinstallateure, Lüftungsanlagenbauer (insbesondere im Kontext energetischer Sanierungen)
    • Holzverarbeitung: Schreiner, Zimmerleute
    • Metallbau: Metallbauer, Anlagen- und Apparatebauer
    • Fahrzeugtechnik: Automobil-Mechatroniker
    • Lebensmittelhandwerk: Bäcker-Konditoren, Metzger (oft Nachfolgeproblematik)

    Folgen des Mangels für Wirtschaft und Gesellschaft

    Der Mangel an qualifizierten Handwerkerinnen und Handwerkern hat spürbare Konsequenzen: Längere Wartezeiten für Kundinnen und Kunden, steigende Preise für Handwerksleistungen, Verzögerungen bei Bauprojekten, Schwierigkeiten bei der Unternehmensnachfolge und eine erhöhte Abhängigkeit von ausländischen Arbeitskräften. Im schlimmsten Fall kann dies die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft beeinträchtigen.

    Lösungsansätze: Das Handwerk zukunftsfähig machen

    Um dem Mangel entgegenzuwirken, sind verschiedene Ansätze nötig:

    Stärkung der Berufsbildung: Das duale Bildungssystem muss weiter gefördert und die Attraktivität einer Berufslehre im Handwerk gesteigert werden (z.B. durch Imagekampagnen, moderne Ausbildungsinhalte).

    Verbesserung der Arbeitsbedingungen: Faire Löhne, gute Sozialleistungen, flexible Arbeitszeitmodelle und Weiterbildungsmöglichkeiten können helfen, Fachkräfte zu halten und zu gewinnen.

    Förderung von Quereinsteigern und Umschulungen: Gezielte Programme können helfen, Personen aus anderen Branchen für das Handwerk zu gewinnen.

    Nutzung der Digitalisierung: Effizienzsteigerung durch digitale Werkzeuge und Prozesse kann helfen, den Personalbedarf teilweise zu kompensieren.

    Gezielte Zuwanderung: Die Rekrutierung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland bleibt ein wichtiger Faktor.

    Schlussfolgerung: Eine gemeinsame Aufgabe

    Der Fachkräftemangel im Schweizer Handwerk ist eine ernstzunehmende Herausforderung, die alle Kantone betrifft, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Es braucht eine gemeinsame Anstrengung von Politik, Wirtschaft (insbesondere den Betrieben selbst), Verbänden und der Gesellschaft, um die Attraktivität der Handwerksberufe zu steigern und die Ausbildung von genügend qualifizierten Fachkräften sicherzustellen. Nur so kann das Schweizer Handwerk sein Potenzial als starkes Rückgrat der Wirtschaft auch in Zukunft voll entfalten. Die Chancen für junge Menschen, die einen zukunftssicheren und erfüllenden Beruf im Handwerk suchen, waren selten besser.
     

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