Während jahrelang ein akademischer Abschluss als das Nonplusultra galt, hat sich das Blatt auf dem Schweizer Arbeitsmarkt gewendet. Ein alter Spruch gewinnt wieder an Bedeutung: "Handwerk hat goldenen Boden." Angesichts eines massiven und branchenübergreifenden Fachkräftemangels sind gut ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker heute gefragter denn je. Sie sind die treibenden Kräfte der Energiewende und des Baugewerbes. Wer sich heute für eine Lehre in bestimmten Handwerksberufen entscheidet, wählt einen Weg mit exzellenten Gehaltsaussichten, beruflicher Sicherheit und grossartigen Karrierechancen.
Hier sind die absoluten Top-Handwerksberufe, die in der Schweiz händeringend gesucht werden.
1. Elektroinstallateur/-in
Der Elektroinstallateur ist der Superstar der Energiewende. Ohne ihn läuft nichts – keine Solaranlage, keine E-Auto-Ladestation und kein Smart Home. Die Elektrifizierung aller Lebensbereiche hat die Nachfrage nach diesen Fachkräften explodieren lassen.
- Warum so gefragt? Der Boom bei Photovoltaik-Anlagen, der Umstieg auf Elektromobilität und die zunehmende Gebäudeautomation erfordern ein Heer an qualifizierten Elektrikern, das es derzeit nicht gibt.
- Aufgaben: Installation, Wartung und Reparatur von elektrischen Anlagen in Gebäuden, von der einfachen Steckdose bis zur komplexen Steuerung von Smart-Home-Systemen.
- Zukunftsaussichten: Absolut hervorragend. Mit Weiterbildungen zum Projektleiter, Solarteur oder mit der Meisterprüfung (dipl. Elektroinstallateur HFP) stehen alle Türen offen.
2. Heizungsinstallateur/-in & Sanitärinstallateur/-in
Diese beiden Berufe sind die zentralen Akteure bei der Sanierung des Schweizer Gebäudeparks. Insbesondere der Heizungsinstallateur ist entscheidend für das Gelingen der Klimaziele.
- Warum so gefragt? Der politisch geförderte Ersatz von Öl- und Gasheizungen durch Wärmepumpen hat eine riesige Auftragswelle ausgelöst, die von den bestehenden Fachkräften kaum bewältigt werden kann. Auch moderne Sanitäranlagen und Badsanierungen sind konstant gefragt.
- Aufgaben: Installation und Wartung von Heizungsanlagen (insb. Wärmepumpen), Lüftungssystemen sowie Kalt- und Warmwasseranlagen in Neu- und Umbauten.
- Zukunftsaussichten: Ausgezeichnet. Spezialisten für erneuerbare Heizsysteme sind quasi unersetzlich. Die Meisterprüfung führt zum Titel "dipl. Gebäudetechnikplaner HFP" und ermöglicht oft den Schritt in die Selbstständigkeit.
3. Zimmermann / Zimmerin
Der Holzbau erlebt eine Renaissance. Nachhaltiges und klimafreundliches Bauen liegt im Trend, und Holz ist der Baustoff der Wahl. Das macht den Zimmermann zu einer Schlüsselfigur auf der modernen Baustelle.
- Warum so gefragt? Die Nachfrage nach Holzelementbauten, Dachstühlen, Fassaden und ganzen Holzhäusern ist enorm gestiegen. Gut ausgebildete Zimmerleute sind rar.
- Aufgaben: Errichten von Dachstühlen, Holzkonstruktionen und ganzen Bauten aus Holz, Innenausbau sowie Sanierung von Altbauten.
- Zukunftsaussichten: Sehr gut. Der Trend zum Holzbau ist ungebrochen. Mit Weiterbildungen zum Holzbau-Polier oder Holzbau-Meister kann man schnell Führungsverantwortung übernehmen.
4. Schreiner/-in
Der Schreinerberuf kombiniert traditionelles Handwerk mit modernster Technik. Ob individuelle Möbel, passgenaue Einbauküchen oder hochwertige Innenausbauten – die Nachfrage nach Qualitätsarbeit aus Holz ist ungebrochen hoch.
- Warum so gefragt? Ein chronischer Mangel an qualifizierten Fachkräften trifft auf eine hohe Nachfrage im Baugewerbe und bei Privatkunden, die individuelle und langlebige Lösungen schätzen.
- Aufgaben: Fertigung von Möbeln, Fenstern, Türen und kompletten Innenausbauten. Die Arbeit reicht von der manuellen Bearbeitung bis zur Programmierung von CNC-Maschinen.
- Zukunftsaussichten: Stabil und sicher. Gute Schreiner finden immer Arbeit. Die Meisterprüfung oder eine Weiterbildung zum Techniker HF Holztechnik eröffnen Wege in die Planung, Projektleitung oder Betriebsführung.
5. Polymechaniker/-in
Der Polymechaniker ist das Rückgrat der Schweizer Hightech-Industrie (MEM-Branche). Er fertigt hochpräzise Bauteile für Maschinen, Uhren oder medizinische Geräte und ist damit entscheidend für die Innovationskraft des Werkplatzes Schweiz.
- Warum so gefragt? Die Industrie benötigt dringend Fachkräfte, die komplexe CNC-Maschinen programmieren und bedienen können. Der Beruf ist anspruchsvoll und es gibt zu wenige Lernende.
- Aufgaben: Programmieren und Bedienen von computergesteuerten Maschinen, Fertigung von Werkstücken, Montage von Geräten und Anlagen sowie deren Wartung.
- Zukunftsaussichten: Exzellent. Polymechaniker haben vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten, z.B. zum Produktionstechniker, Maschinenbauingenieur FH oder in die Robotik und Automation.
Fazit: Eine goldene Ära für das Handwerk
Der Fachkräftemangel ist für die Schweizer Wirtschaft eine Herausforderung, für junge Menschen und Quereinsteiger aber eine riesige Chance. Eine Lehre in einem der genannten Berufe ist keine Notlösung, sondern eine kluge und strategische Karriereentscheidung. Sie führt zu einem sicheren Job, einem guten Lohn und der realen Möglichkeit, sich mit einem eigenen Betrieb selbstständig zu machen. Selten war die Zeit besser, um sich für eine Karriere mit Kopf und Hand zu entscheiden.